Frauengesundheitszentren

Die ersten Frauengesundheitszentren wurden in den 1970er Jahren gegründet, um geschützte Orte zu schaffen, in denen sich Frauen, Wissen über ihren eigenen Körper und alternative Behandlungsverfahren aneignen konnten. Frauengesundheit und Krankheit wurden nicht als individuelles Schicksal gesehen, sondern von persönlichen und gesamtgesellschaftlichen Lebensbedingungen abhängig – gemäß dem Slogan „das Private ist politisch“.
Heute sind Frauengesundheitszentren, Feministische Frauengesundheitszentren und Frauen- und Mädchengesundheitszentren spezialisierte und professionelle Einrichtungen, die ratsuchende Frauen und Mädchen dabei unterstützen informierte Entscheidungen zu treffen und ihren individuellen Weg im Umgang mit Beschwerden und Krankheiten zu finden. Im Sinne der Salutogenese folgen sie einem ganzheitlichen und ressourcenorientierten Verständnis von Gesundheit.

Träger der Einrichtungen sind eigenständige, gemeinnützige Vereine. Sie finanzieren ihre Arbeit über öffentliche Mittel, beispielsweise für Modellprojekte, Honorar- und Kurseinnahmen, Spenden und bürgerschaftliches Engagement. Die Arbeit wird häufig projektorientiert durchgeführt, oft auch in Kooperation mit anderen z. B. mit örtlichen Gesundheitsämtern, Stadtteilbüros, Volkshochschulen.

Die FGZ sind lokal, regional und bundesweit gut vernetzt, beteiligen sich an „Runden Tischen“, engagieren sich in Arbeitskreisen in der kommunalen Gesundheits-, Sozial- und Frauenpolitik, viele sind Mitglieder im Arbeitskreis Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft e.V.. Regelmäßiger fachlicher Austausch sowie externe und interne Fortbildungen dienen der Qualitätssicherung der Beratungsarbeit.

FGZ bieten unabhängige Beratung, Unterstützung in schwierigen Lebenssituationen, Anregungen zur Selbsthilfe und Gesundheitsförderung, qualitätsgesicherte und kritische Informationen zu Frauengesundheit, zu schulmedizinischen und alternativ-medizinischen Diagnose- und Behandlungsmethoden. Die Angebote orientieren sich an den Bedürfnissen und der individuellen Lebenssituation der ratsuchenden Frauen und Mädchen.

Viele FGZ, FFGZ und FMGZ bieten Selbsthilfegruppen und ein reichhaltiges Kursprogramm mit frauenspezifischen Bewegungs- und Entspannungskursen oder Selbstverteidigungskurse für Mädchen.

Die unterschiedliche finanzielle und personelle Ausstattung der einzelnen Frauengesundheitszentren führt zu unterschiedlichen Angebotsformen und Schwerpunktsetzungen.

Mehrere FGZ arbeiten gezielt mit sozial benachteiligten Frauen, bieten aufsuchende Beratungen oder Kurse an. Die Angebote finden in der Regel in Kooperation mit Stadtteilbüros oder anderen sozialen Einrichtungen statt.

Bei einigen Frauengesundheitszentren können Sie vor Ort oder über das Internet verschiedene Broschüren, die Zeitschrift für Frauengesundheit „clio“, Diaphragmas, CDs zum Luna-Yoga und anderes erwerben.

Die FGZ, FFGZ, FMGZ verfügen über langjährige Erfahrungen und Kooperationen mit unterschiedlichen AkteurInnen des Gesundheitswesens. Sie können weiterführende Adressen von GynäkologInnen, Krankenhäusern, Diagnose- und Behandlungszentren, HeilpraktikerInnen, PsychotherapeutInnen und anderen spezialisierten Beratungseinrichtungen nennen.
Bitte beachten Sie, dass die meisten FGZ und FMGZ kein überregionales Verweisangebot bereitstellen können.

FGZ ergänzen bestehende Beratungs- und Informationsangebote durch ihre Unabhängigkeit, ihre spezifischen Themen und ihre konsequente Perspektive auf die individuellen Frauen und Mädchen im gesamtgesellschaftlichen Rahmen.

Weiterlesen:

“Frauengesundheitszentren: Orte der unabhängigen Beratung und Information für Frauen* und Mädchen*” von Cornelia Ullrich, 03/2021: Geschichte der Frauengesundheitszentren in Wegweiser Bürgergesellschaft